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Dieses Thema hat 11 Antworten
und wurde 1.028 mal aufgerufen
 Erziehung
Peter Offline



Beiträge: 6

05.09.2017 08:40
Besucher Zitat · Antworten

Seit gut einem halben Jahr habe ich eine Maremmano Hündin "Lara" aus dem Tierschutz. Sie war ca. 1 Jahr alt, als sie zu mir kam. Der Hund wurde als Welpe in Italien gefunden und wuchs in einem reizarmen Zwinger in einem italienischen Tierheim auf. Bis zu ihrer Ankunft in Deutschland hatte sie nichts kennen gelernt. Bei mir lebt sie mit zwei anderen Hunden, Pferden, Schafen und Katzen, auf einem 1 1/2 Ha großen Hof, in Alleinlage. Ich habe mich bewusst für den Herdenschutzhund entschieden, weil in unserer Umgebung Weidetiere vom Wolf gerissen wurden. Ich möchte meine Tiere schützen und zeigen, dass ein Zusammenleben von Wolf und Mensch möglich ist. Wir müssen in Deutschland nur erst wieder lernen, mit Herdenschutzhunden umzugehen. Lara ist der erste Herdenschutzhund und wenn funktioniert, sollen noch welche folgen. Ich habe sie auch bewusst aus dem Tierschutz genommen, obwohl es mit einem gut sozialisierten Welpen vom Züchter, einfacher wäre. Zuerst war es für Lara natürlich ein Kulturschock. Sie ging das allererste Mal spazieren, sah nie gesehene, Furcht einflößende, seltsame Tiere, betrat zum ersten Mal in ihrem Leben ein Haus. Alles war beängstigend. Vor den Schafen hatte sie Angst, vor den Katzen usw. Das hat sich alles gegeben. Wir haben das gut hinbekommen. Heute macht sie ihre Job, passt auf den Hof auf und kümmert sich rührend um "ihre Tiere". Lara gehorcht sehr gut und ist ein super angenehmer und lieber Hund. Zu allem was zum Hof gehört ist sie sanft, aufmerksam und freundlich. Ein Traumhund sozusagen. Leider hat sie ein großes Problem mit Besuchern. Sie lässt niemanden auf den Hof und schon gar nicht in das Haus. Wenn Fremde kommen, tickt sie total aus und lässt sich auch nicht mehr kontrollieren. Es ist ein kleines bisschen besser geworden, wenn z.B. der Postbote vor dem Tor steht. Anfangs ist der Hund total ausgerastet und gegen das Tor gebrettert. Jetzt bleibt sie hinter mir und bellt. Wenn ich zu dem Besucher vor das Tor gehe, sage ich zu ihr, dass ich das regle. Dann bleibt sie hinter dem Tor stehen oder setzt sich hin und beobachtet mich und den Besucher. Ich habe diese Phasen zeitlich ausgedehnt, indem ich mich mit dem Besucher eine Weile unterhielt. Das ging auch immer besser. Aber ich kann niemanden mit in den eingezäunten Gartenteil nehmen. Vorgestern hatte ich ein Erlebnis, dass mir allen Mut nahm, diese Sache auch noch in den Griff zu bekommen. Ich bin von Beruf Fotograf und hatte eine halbe Schaufensterpuppe, auf einen Tisch im Garten aufgestellt. Als Lara die Puppe sah, rastete sie komplett aus. Ich merkte, dass ich den Hund überhaupt nicht unter Kontrolle hatte. Sie hielt die Puppe offensichtlich für einen Menschen und den für eine Bedrohung. Auch nach längerer Zeit kriegte der Hund sich nicht mehr ein. Ich stellte die Puppe auch auf die Erde, trotzdem brachte das nichts. Wenn Lara etwas für eine Bedrohung hält, ist sie nicht zu beruhigen und nicht davon abzubringen. Da ich niemanden gefährden will, kann ich an diesem Problem nicht wirklich arbeiten. Ist es überhaupt möglich, einen in der Jugend nicht sozialisierten Maremmano beibringen, dass er Besucher duldet? Oder ist der Zug abgefahren?
Liebe Grüße an alle
Peter

Saro und Kirsten Offline




Beiträge: 69

05.09.2017 09:38
#2 RE: Besucher Zitat · Antworten

Oje das tut mir so wahnsinnig leid.
Bei dem ersten Teil deiner Beschreibung war ich begeistert, und dann diese schlimme Entwicklung.
Ich habe keine Ahnung, ob sich das noch in den Griff kriegen lässt, da solltest du dich an erfahrene Trainer für Herdenschutzhunde wenden, hier im Forum gibt es ja zum Glück einige!! Ich hoffe sehr, dass sie das noch lernen kann, denn sie hat ja wirklich ein schönes Leben bei euch verdient!

Unsere Alia ist 11 Monate alt und wir bekamen sie mit 13 Wochen vom Züchter. Gerade weil wir um den starken Schutzinstinkt wussten, haben wir vom ersten Tag sehr intensiv an der Sozialisation mit Menschen (und natürlich auch Hunden, anderen Tieren) gearbeitet. Wir luden uns ständig Besuch ein, um ihr unsere Auffassung eines gastfreundlichen Hauses zu vermitteln. Das hat auch sehr gut funktioniert. Alles wurde immer schwanzwedelnd begrüßt. Mit dem Älterwerden wurde der Schutzinstinkt stärker. Wenn ein Fremder vor der Tür steht, schlägt sie erst mal kräftig an, soll sie auch. Dann gehen wir hin, weisen sie hinter uns, zur Not auch kurz mit Festhalten, öffnen die Tür und begrüßen den Besuch. Danach darf sie immer den Besuch begrüßen. Sie ist dann zwar etwas aufgeregt, aber friedlich, beschnuppert den Neuen kurz und begrüßt ihn dann freundlich. Von da an kann sich jeder Besucher bei uns unbehelligt in Haus und Garten aufhalten und fortbewegen. Alia benimmt sich so in etwa nach dem Motto "unsere Freunde sind auch ihre Freunde".

Es hilft euch natürlich nicht weiter zu wissen, wie es mit einem Welpen/ Junghund funktioniert. Auch wenn die "Prägephase" ja nach Expertenmeinung mit 4 Monaten endet, so ist ein Hund dennoch lebenslang lernfähig. Es ist dann nur langwieriger und manches vielleicht nur begrenzt machbar. Ich hoffe sehr, dass ihr noch genug Fortschritte erzielen könnt, dass euer toller Maremmano sich noch besser anpassen kann. Vielleicht holt ihr euch einen Trainer dazu. Ich drücke die Daumen!

Liebe Grüße
Saro und Kirsten
mit der süßen Alia
aus Düsseldorf

Peter Offline



Beiträge: 6

06.09.2017 08:04
#3 RE: Besucher Zitat · Antworten

Danke liebe Kirsten für Deine Antwort.
So wie Du Euer Leben mit Alina beschreibst, habe ich mir das auch vorgestellt. Meine beiden anderen Hunde sind ebenfalls aus dem Tierschutz. Sie waren beide schwierige Hunde und galten als unvermittelbar. Sie haben erst bei mir gelernt Besucher zu ertragen und dann zu mögen. Aber bei einem Maremmano ist so vieles anders. Lara kann auf alles Fremde verzichten. Sonst konnte ich alle Probleme auflösen. Lara machte rasend schnell riesige Fortschritte. Schon nach wenigen Wochen war es so, als sei sie immer bei uns gewesen. Meinst Du, dass ein Hundetrainer hierbei helfen könnte? Ich frage mich nur, wie der an sie herankommen will? Denn Lara lässt Fremde nicht einmal in ihre Nähe.
LG Peter

Dorismaya Offline




Beiträge: 214

06.09.2017 11:05
#4 RE: Besucher Zitat · Antworten

Peter,
so wie Kirsten ihre Erziehung beim Welpen beschrieben hat, ist es auch mit der - noch lange nicht erwachsenen - Hündin möglich. Die Erfolge werden sich zwar nicht so schnell zeigen, aber es wird.
Mein verstorbener Rüde hat auch all das gelernt obwohl er ebenfalls im Canile groß geworden ist. Zwar war er etwas jünger als er zu uns kam, aber er war immerhin Junghund.
Maremmanos lernen schnell. Und nie mit Strenege, sondern Liebe und Konsequenz. Aber ob das Kommando immer umgesetzt wird, entscheiden sie selbst. Das erste mal - ja, beim zweiten - vielleicht? Beim dritten mal - warum schon wieder ???

LG Doris


Die Treue eines Hundes ist ein kostbares Geschenk, das nicht minder bindende moralische Verpflichtungen auferlegt als die Freundschaft zu einem Menschen. Konrad Lorenz

Saro und Kirsten Offline




Beiträge: 69

08.09.2017 08:37
#5 RE: Besucher Zitat · Antworten

Wie gesagt ich bin kein Fachmann, habe nur meinen eigenen Hund, viel gelesen und mich mit anderen Maremma-Haltern ausgetauscht.
Sowohl wir lernen immer noch dazu, u. a. durch Trainer, als auch von anderen weiß ich, dass sie ernsthafte Probleme in den Griff bekommen konnten.

Und gerade deshalb glaube ich doch sehr stark, dass da noch ganz viel positives zu verändern ist. Es gibt echt kompetente Trainer für HSH, die haben ihre Ausbildung, Methoden, Erfahrung, die wir gar nicht so genau kennen und mit denen sich meist viel erreichen lässt. Eine unverbindliche Anfrage durch dich kann ja erst mal nicht schaden, oder? Versuch es mal.

Ein Gedanke kam mir noch: Gehst du eigentlich mit Lara regelmäßig vom Grundstück runter? Wie verhält sie sich dann?
Vielleicht ist es leichter für sie, andere auf "neutralem Territorium" kennen und akzeptieren zu lernen. Vielleicht wäre das auch der erste Schritt in einem Training. Erst "draußen" Vertrauen aufbauen und dann reinlassen üben?

Liebe Grüße
Saro und Kirsten
mit der süßen Alia
aus Düsseldorf

Peter Offline



Beiträge: 6

08.09.2017 18:21
#6 RE: Besucher Zitat · Antworten

Hallo Doris,
Lara gehorcht gut und auch ohne großartige Verzögerung. Das einzige Problem ist, dass sie keine anderen Menschen mag.
LG Peter

Peter Offline



Beiträge: 6

08.09.2017 18:25
#7 RE: Besucher Zitat · Antworten

Hallo Kirsten,
ich gehe täglich mit Lara und den beiden anderen Mädels spazieren. Das Problem ist nur, wir treffen niemanden unterwegs, weil wir so einsam wohnen. Ich kann also nicht sagen, wie sie auf neutralem Boden reagiert. Wer ist denn der Hundetrainer hier in der Gruppe?
LG Peter

Saro und Kirsten Offline




Beiträge: 69

12.09.2017 09:12
#8 RE: Besucher Zitat · Antworten

Wo wohnst du denn?

Ich persönlich kenne hier im Forum zwei Trainer, vielleicht gibt es auch noch mehr, kann da jemand noch einen Tipp geben?

Auf der Startseite des PMA-Clubs findest du ihre Kontakdaten. Hier schon mal deren Homepages:

Christa Reinhold
http://hundeschule-petershagen.de/Hundes...Willkommen.html

Ines Grunwald
http://alyssa-maremmano.de/

Liebe Grüße
Saro und Kirsten
mit der süßen Alia
aus Düsseldorf

Manuela Offline



Beiträge: 527

26.09.2017 23:22
#9 RE: Besucher Zitat · Antworten

Hallo Peter,
Ich würde es auch erstmal so wie Kirsten es vorgeschlagen hat auf neutralem Gebiet versuchen spazieren zu gehen.
Fahr doch dann einfach mal ein Stück, wenn du bei dir niemanden triffst ! Ich fahre auch bis zu 50 km (einfach weil ich es spannend finde andere Gegenden kennen zu lernen 😂😂)
Wo wohnst du denn ?
Hier im Ruhgebiet ist es nicht schwer Leute zu treffen 😉
Was machst du denn z.B wenn sie wie bei der Puppe ausrastet? Gehst du mit ihr hin und zeigst ihr das Teil oder lässt du sie einfach bis zum umfallen machen ?😊

Lgruß Manuela

Peter Offline



Beiträge: 6

25.10.2017 17:33
#10 RE: Besucher Zitat · Antworten

Hallo Manuela, nein ich lasse sie nicht bis zum Umfallen machen. ;-)
Wir haben das Problem zwischenzeitlich auch ohne Hundetrainer in den Griff bekommen. Ich hatte vernünftige Leute zum Üben da. In nur 2 Tagen war das Problem vom Tisch und die Puppe wird auch nicht mehr angebellt. Der Hund passt weiter auf, was sie ja auch soll, aber sie achtet jetzt auf mich. Wenn ich dem Besucher erlaube hereinzukommen, wird das akzeptiert. Jetzt ist sie ein wirklicher Traumhund, der selbständig auf alle Hofbewohner aufpasst, aber mit mir zusammen arbeitet. Man kann richtig merken, wie sehr sie ihre Aufgabe ausfüllt und zufrieden macht. Ein Maremmano will arbeiten, nur dann ist er glücklich. Die Hündin musste nur erst lernen, mit ihrem Menschen zusammen zu arbeiten.

Ist dieses Forum eigentlich nur für Maremmano-Besitzer, die ihre Hunde beim Züchtern gekauft haben?

LG Peter

Marlies Offline




Beiträge: 96

29.10.2017 09:52
#11 RE: Besucher Zitat · Antworten

Hallo Peter,

nein, dieses Forum ist für alle Maremmanobesitzer gedacht, auch die mit Mischlingen.
Unsere Beiden sind z.B. Maremmano-Mischlinge aus dem Tierschutz.
Bodo ist ein Maremmano-Setter-Mischling und kommt ursprünglich aus der Toskana.
Netty ist ein Maremmano-?-Mischling (muss auch ein Jagdhund mit drin stecken, sie hat extremen Jagdtrieb!) und kommt von Sardinien.

LG
Marlies

Dorismaya Offline




Beiträge: 214

29.10.2017 11:09
#12 RE: Besucher Zitat · Antworten

Peter, drei von meinen vieren (Atréju mitgezählt - der ja verstorben ist) sind aus dem Tierschutz. Die älteste davon ein Mischling.
Arjun ist ein bereits ausgesonderter Hund vom Schafbauern (getötet oder ausgesetzt werden war bereits vorprogrammiert). Also keiner von meinen ist vom Züchter.

LG Doris


Die Treue eines Hundes ist ein kostbares Geschenk, das nicht minder bindende moralische Verpflichtungen auferlegt als die Freundschaft zu einem Menschen. Konrad Lorenz

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